Elektrizitätszähler und Sicherungen in Kuningan In Sampit und Martapura, wo wir von 1955-1959 gewohnt hatten, gab es nur abends zwischen Sonnenuntergang und 23 Uhr elektrischen Strom zur Beleuchtung. Zum Kühlen hatte man eine Eiskiste oder einen Eisschrank, einmal am Tag brachte der Eismann einen Block Eis. Die Praxis musste ohne Strom auskommen, die Spritzen wurden auf einem Benzinkocher sterilisiert.

Im zivilisierten Java gab es den ganzen Tag über Strom, für Normalbürger nur 200 Watt, für das Arzthaus den Luxus von 1000 Watt.

Als besonderen Komfort hatte wir im Hause neben den drei Schmelzsicherungen alter Art eine automatische Sicherung.

Nach einem Kurzschluss legte man den Hebel wieder um, und schon lief alles wieder. Nicht einmal die Omi in Deutschland hatte diese Ausrüstung, denn sie hat noch in den 70er Jahren Schmelzsicherungen mit Alu-Folie geflickt. Die hatte ja auch 50kW, damit kann man sich schon etwas schmelzfester austoben.

Wir hatten aus Deutschland einen Bosch-Kühlschrank mit Tropenausrüstung mitgebracht, der mit 300 Watt auskam, aber beim Anschalten einen kräftigen Stromstoß zog. Die Krise kam zweimal in der Woche, wenn Sauerteigbrot mit Weizenmehl und Kaffee als Roggenersatz gebacken wurde. Dann trat der elektrische Backautomat in Aktion, eine Kuchen-Ringform. Dieses Monster zog genau die zugestandenen 1000 Watt, und wenn dann zusätzlich noch der Kühlschrank ansprang, tat die Sicherungsautomatik ihre Pflicht und knallte.

Da ich im Zimmer mit der Sicherung Hausaufgaben machte, wurde ich zum Sicherungsbeauftragten. Selbsternannt, da es eine Ablenkung vom Aufsatz-Schreiben war. Es gelang mir tatsächlich, die drei beteiligten Parteien zu Koorperation zu überreden.

Wenn man den Anschaltvorgang des Kühlschrankes in den Griff bekam, dann konnte man den Backofen gleichzeitig mit dem Kühlschrank betreiben, sich also 1300 Watt erschleichen. Jedesmal, wenn die Sicherung knallte, habe ich den Backofen kurz ausgestellt, die Sicherung wieder eingeschaltet, und, wenn der Kühlschrank lief, den Ofen wieder angestellt. Elektro-Öfen haben bekanntlich nur einen geringen Anschalt-Stromstoß. In hartnäckigen Fällen, unphysikalischen Gerüchten zu Folge in der Fastenzeit, wenn die Sollspannung von 110V unter 100V fiel, half es, den Sicherungshebel sanft festzuhalten, während Brüderchen Klaus den Backofen einschaltete.

Soweit also meine frühen Erfahrungen mit induktiven und ohmschen Widerständen. Ich lernte, dass ein Kurzschluss ein relativer Effekt ist. Further studies are required um den Kausalzusammenhang der Fastenzeit auf die Netzspannung zu untersuchen. Die übliche Hypothese lautete, dass während der Fastenzeit einige Kraftwerke ausfielen, da die Wartungskräfte zu schwach waren, Reparaturen durchzuführen. Und was meint Herr Ohm zu der Tatsache, dass bei weniger Spannung die Sicherung nachweisbar öfter knallte?

Youtube: Javanisches Tagebuch 1958-1962